Hauptmenü:
Das schweigende Sitzen und das ständige Wiederholen meines Wortes ist zugleich eine Sammlungsübung. Mein ganzes Leben und Wesen, alle meine Gedanken sammle ich auf das eine Wort – oder auf den einen Satz – hin. Es ist, als wenn sich alles nur noch um das eine Wort und seine ständige Wiederholung dreht.
Deshalb ist es richtig zu sagen, daß Gebet Sammlung ist, Sammlung auf das Göttliche hin, Sammlung auf ein einziges, auf den Einen, auf die Ewigkeit.
Und wenn ich regelmäßig übe und die Meditation ein fester Bestandteil meines Lebens wird, dann lerne ich durch die Sammlung auf mein Wort zugleich das Loslassen.
Ich lerne es langsam, während der Meditationszeit alle anderen Gedanken zu lassen: die Gedanken an meine täglichen Verpflichtungen und Sorgen, meine Ängste und Hoffnungen; ich lasse los, was mich bedrängt oder ärgert, aber auch das, woran ich mich freue und was ich liebe. Ich lasse auch meine Gedanken an Gott oder Christus los.
Vor allem lasse ich jeden Gedanken daran los, was ich mit meiner Meditation erreichen möchte oder könnte, ob ich im Augenblick ganz gesammelt bin oder immer wieder störende Gedanken auftauchen. Ich lasse alles los. Ich lasse mich selbst los, ich lasse sogar mein Wort los.
Als ich einen meiner Lehrer gefragt habe, wann ich am Ziel meines Meditierens angekommen bin, antwortete er mir: Wenn Sie gestorben sind! Ich habe damals an das Sterben am Ende des Lebens gedacht, aber er hat sicherlich mehr gemeint: Er wollte mir sagen: Wenn Sie in Ihrer Meditation nichts mehr sein wollen, wenn Sie alles lassen – dann leuchtet das Ziel auf: Unendliche Stille, unendliche Weite, unendliche Leere, die doch Fülle ist – die Gottheit.
Solche Leere wird uns manches Mal Angst machen. Aber es geht nicht um eine öde Leere, es geht hier um eine schöpferische Leere: Ich versuche von allem leer zu werden, damit Gott in mir Raum gewinnt, damit Neues in mir wachsen kann.
Darum sagt Christus: „Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihrer"*, das bedeutet: selig sind gerade die, die vor Gott nichts aufzuweisen haben, die mit leeren Händen, Herzen und Gedanken vor Gott treten.
Betrachtung:
Wenn ich in meiner Meditation nichts mehr sein will, wenn ich alles lasse – dann leuchtet das Ziel auf.
Gebet:
Mein Gott,
es gibt so vieles, an dem mein Herz hängt,
so vieles, das ich mir bewahren möchte.
Und doch weiß ich im tiefsten Grund meines Herzens,
daß ich nichts festhalten kann,
daß ich nichts festhalten darf.
Es kommt ein Tag,
an dem ich nichts mehr festhalten kann,
nicht einmal mich selbst.
Laß mich erfahren,
daß ich alles gewinne,
wenn ich lerne, alles loszulassen.
Laß mich erfahren,
daß Fülle und Freiheit auf mich warten,
wenn ich nichts mehr sein will und nichts mehr habe.
Mein Gott,
bereite mich, daß ich lassen kann. Amen
Im Schweigen:
Lassen.
Oder: Du allein.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.
_____________________________________
*) Mt 5,2.