5. Woche: Mit den eigenen Dunkelheiten vertraut werden - Hinführung zur Meditation

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5. Woche: Mit den eigenen Dunkelheiten vertraut werden

Von Woche zu Woche


Fremd und unbehaglich mag uns der Gedanke sein, daß Gott gerade aus dem Dreck eine „edle und wohlschmeckende Frucht
*" hervorbringen  kann. Zu sehr sind wir geprägt von Vorschriften und Geboten, die uns auffordern gut zu sein. Von Kind an haben wir gehört: Das darfst du nicht!; Das ist verboten!; Das ist gut, aber das schlecht!; So darfst du nicht denken!; So mußt du dich verhalten!
Und ist nicht auch unsere Religiosität mit Geboten und Verboten gepflastert?! Ist nicht die Bibel voller Gebote und Verbote? Und hat nicht die Kirche von ihren Anfängen an bis in unsere Gegenwart immer wieder betont, was ein Christ zu tun oder zu lassen hat: Daß er glauben soll und liebevoll sein muß, daß er sich für die Unterdrückten einsetzen muß und keiner Frau einen begehrlichen Blick zuwerfen darf? Daß er die Schöpfung bewahren und für den Frieden eintreten muß? Daß er für Gerechtigkeit kämpfen und solidarisch sein muß?
Aber wenn uns das alles nicht gelingt? Wenn wir entdecken, daß wir nicht liebevoll sind, daß wir häßliche und gemeine Gedanken haben können, daß wir böse und gehässig sein können?
Wie gehe ich damit um? Ich kann versuchen, es zu vergessen oder zu verdrängen. Ich kann so tun, als gäbe es das alles in meinem Leben nicht. Ich klammere es gewissermaßen aus meinem Leben aus. Ich kann auch versuchen, mich zu betäuben mit Arbeit oder mit Drogen.
Aber immer wenn ich zu mir selbst komme, wird das Verdrängte und Dunkle wieder auftauchen. Und gerade in der Meditation kann das geschehen, denn dann habe ich nichts mehr, womit ich mich ablenken könnte. Was hilft mir dann?
Vielleicht lerne ich es, mit meinen Dunkelheiten vertraut zu werden: Ich versuche sie nicht wegzuschieben oder zu verdrängen, sondern ich lerne sie als Teil meines Wesens und Lebens zu betrachten. Wenn Gedanken oder Bilder auftauchen, nehme ich sie wahr und lerne langsam, daß sie zu mir gehören. Ich lerne sie anzusehen.
Und ich erinnere mich an den von seiner Schwäche geplagten Apostel, zu dem Gott sagt: „Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig"
**. Da ist es wieder: Aus dem, was uns minderwertig erscheint, wird Gott etwas machen!

      
Betrachtung:

Laß Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen wirksam...

Gebet:

Mein Gott,
wir leben in einer Welt, in der wir beweisen müssen,
daß wir etwas können und leisten.
Fähig müssen wir sein und stark und tüchtig.
Und wir müssen gut sein –
innerlich und äußerlich.
Wehe dem, der nicht gut ist.
Aber Du, Du bist ganz anders.
Du freust Dich an unseren Stärken und an unserem Können.
Aber Du kannst auch aus dem etwas machen,
was schwach und klein an uns ist.
Du, der Du aus dem Nichts alles geschaffen hast,
Du kannst und willst uns weiter bringen,
wenn wir nichts mehr in der Hand haben,
wenn wir leer sind im Geist und in unserer Seele.
Sogar unsere Dunkelheiten kannst Du gebrauchen.
Darum können wir sein vor Dir
wie wir sind, - stark und schwach, gut und böse.
Wir brauchen nichts zu verdrängen
oder zu vergessen.
Deine Gnade kann in allem wirken.
Wir danken Dir. Amen.

Im Schweigen:

Gnade.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.

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*) 1.Mose 2,7
**) 2. Kor.12,9.





 
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