25. Woche: Lebensräume – in neue Räume hineingehen - Hinführung zur Meditation

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25. Woche: Lebensräume – in neue Räume hineingehen

Von Woche zu Woche


Wenn wir regelmäßig meditieren, dann ist es, als wenn wir verschiedene Räume durchschreiten: Wir erleben Phasen tiefer Sammlung aber auch die Wüstenzeiten, in denen wir mit uns und unserer Meditation unzufrieden sind. Es gibt Zeiten, in denen wir ganz auf das Innerliche gesammelt sind, dann aber auch wieder solche, in denen wir von den äußeren Ereignissen nicht loskommen.
Wichtig ist es, daß wir uns und unser Meditieren nicht zensieren oder beurteilen, sondern daß wir uns sagen: Jede Phase ist wichtig und notwendig, jede Phase hat eine tiefe Bedeutung für unsere innere Entwicklung.  
Mir helfen immer wieder die Zeilen aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen": „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen"
*.
Mit anderen Worten: Wenn unser Meditieren heute besonders schön, besonders gesammelt und erfüllt war, sollen wir nicht damit rechnen, daß es morgen wieder genau so sein wird. Und wenn wir heute in der Meditation unruhig waren, wenn uns unser Schweigen leer und sinnlos vorkam, dann sollen wir uns dadurch nicht den Mut für die nächste Meditation nehmen lassen. Wir mögen schon viele Zeiträume der Meditation durchschritten haben, es wartet immer wieder ein neuer „Meditationsraum" auf uns.
Mit jeder Meditation fangen wir neu an. Ja, mit jedem Atemzug innerhalb einer Meditationszeit beginnen wir so, als wenn wir noch nie meditiert hätten. Wir sind immer Anfänger, immer Anfängerrinnen, auch wenn wir schon viele Jahre oder Jahrzehnte meditiert haben. Immer stehen wir am Anfang.
Das mag uns manchmal entmutigen, aber es ist im Grunde etwas, was uns gerade Mut machen kann: Wer wir auch sind, was wir getan oder versäumt haben, ob uns unsere Meditation fruchtbar erschienen ist oder öde und leer, ob wir regelmäßig meditiert haben oder lange keine Zeit dafür gefunden haben, wir dürfen immer wieder von neuem anfangen – heute, morgen und zu jeden Stunde, die uns noch gegeben ist. Wir vertrauen, daß es die Gnade des immer neuen Anfangs gibt. Mit anderen Worten: Es ist nie zu spät, auch nicht, wenn ich nur noch wenig Zeit zum Leben hätte, auch nicht, wenn ich bisher alles falsch gemacht haben sollte. Jetzt ist der Tag des Heils. Dieser Augenblick ist der Augenblick der Gnade.

     

Betrachtung:

„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an
einer Heimat hängen".

Gebet:

Es ist wunder bar,
mein Gott,
immer wieder darf ich von neuem anfangen.
Was auch gestern geschehen ist,
was vorhin gewesen sein mag,
Du schenkst mir immer wieder die Gnade eines neuen Anfangs.

Ich hänge so sehr an dem, was gestern war.
Was schön und beglückend gewesen ist,
möchte ich festhalten und wiederholen.
Und was bedrängend oder dunkel gewesen ist,
nimmt mir den Mut für den heutigen Tag.

Du aber läßt mich immer wieder von neuem beginnen –
was auch gewesen sein mag.
Unerschöpflich ist Deine Liebe,
unerschöpflich Deine Gnade.
Du bist die ewige Quelle,
die nie versiegt.
Amen

Im Schweigen:

Du bist die Quelle des Lebens.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.

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*) Hermann Hesse, Wege nach Innen, Inselverlag, 2001.


 
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