4. Woche: Wenn Gedanken stören – zum Acker gehört der Mist - Hinführung zur Meditation

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4. Woche: Wenn Gedanken stören – zum Acker gehört der Mist

Von Woche zu Woche


Und wenn in der Meditation störende Gedanken auftauchen? Schöne und beglückende, aber auch dunkle und bedrängende Gedanken oder Bilder?
Wichtig ist es, sich nicht mit solchen Gedanken oder Bildern zu beschäftigen, sondern sie vorüberziehen zu lassen, wie die Wolken über meinem Kopf. Daß Wolken über meinen Kopf ziehen, kann ich nicht verhindern. Sie sind da, ob ich es will oder nicht. Aber ich muß ihnen nicht auch noch nachsehen.
Manchmal erschrecke ich über das, was da in mir lebt. Dann ist es wichtig, daß ich mir bewußt mache, daß auch das Dunkle und mich Störende zu mir gehört. Je mehr ich das Dunkle und Bedrängende in mir ablehne, um so mehr wird es sich zu Wort melden. Wenn ich aber lerne, es anzuerkennen als Teil meines Lebens und Wesens, dann verliert es langsam seine Kraft.
Ich kann und muß kein vollkommener Mensch sein; aber ich darf ein vollständiger Mensch sein -  ein Mensch mit Licht und Schatten.
Mir hilft es, wenn ich dunkle Bilder oder Gedanken wie alte, bekannte und gute Freunde begrüße. Ich sage dann innerlich: Da bist du ja wieder, mein alter Freund, mein dunkler Bruder! Und immer wieder ist es hilfreich mit einem Menschen meines Vertrauens über das zu sprechen, was mich zu sehr beschäftigt.
Und langsam lerne ich, daß alle Dunkelheiten meines Wesens, alles Beschämende, auch meine Schuld, der Humus sind, aus dem Gott Gutes für mich wachsen läßt.
Der mittelalterliche Mystiker Tauler
* sagt das so: „Das Pferd macht den Mist im Stall und obgleich der Mist Unsauberkeit und üblen Geruch an sich hat, so zieht doch dasselbe Pferd denselben Mist mit großer Mühe auf das Feld; und daraus wächst der edle schöne Weizen und der edle, süße Wein, der niemals wüchse, wäre der Mist nicht da. Nun, dein Mist, das sind deine eigenen Mängel, die du nicht beseitigen, nicht überwinden noch ablegen kannst, die trage mit Mühe und Fleiß auf den Acker des liebreichen Willens Gottes in rechter Gelassenheit deiner selbst. . .daraus sprießt ohne allen Zweifel in einer demütigen Gelassenheit edle, wohlschmeckende Frucht daraus.**" - Erde ist dreckig. Aber aus der dreckigen Erde, aus dem Humus, wächst das, was uns nährt. Auch aus dem Dunklen in uns läßt Gott das wachsen, was uns weiter bringt, was uns wachsen und reifen läßt.

      

Betrachtung:

Ich kann und muß kein vollkommener Mensch sein; aber ich darf ein vollständiger Mensch sein

Gebet:

Gott,
sammle mich,
mein ganzes Wesen, Denken und Leben
aus aller Zerstreuung.
Sammle mich
ganz und gar auf Dich.
Werde Du
zur sammelnden Mitte meines Lebens.
Hilf mir,
daß ich mich annehme
mit allen Widersprüchen und Gegensätzen.
Ich danke Dir, daß ich mich vor Dir nicht verstecken muß.
Ich danke Dir,
daß Du auch aus dem Dunklen und Beschämenden
etwas Gutes machen kannst.
Darum komme ich zu Dir mit Licht und Schatten meines Wesens,
damit ich durch Dich wachsen und reifen kann. Amen

Im Schweigen:

Du segnest mich.
Oder: Jehoschua.

Oder: Maranatha.

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*) Etwa 1300-1361
**)
Emmanuel Jungclaussen, Der Meister in dir. Herder 1975, S.76




 
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