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Vor einiger Zeit las ich: „Begegne allen Unbilden so, als wären sie deine verehrten Lehrer und nicht deine Feinde.*"
Zuerst dachte ich: Das ist ein ganz und gar unzumutbarer Satz, beinahe eine Unverschämtheit! Aber je länger ich über diese Worte nachdenke, um so mehr verstehe ich, daß sie voller Lebensweisheit und eine Lebenshilfe sind.
Woran denken wir bei dem Wort Unbilden? An Unwohlsein oder körperliche Schmerzen? An den Ärger, den uns Mitarbeiter oder Kollegen bereiten? An Verluste oder Enttäuschungen? An Schwierigkeiten in unserer Familie oder Ehe? An beunruhigende Gedanken oder Träume? An beschämende Erinnerungen? An Zweifel oder quälende Gedanken?
Wahrscheinlich kann jede und jeder sagen, mit welchen Unbilden er oder sie sich herumschlagen muß.
Aber die entscheidende Frage ist, wie ich mit den Unbilden meines Lebens umgehe. Wehre ich mich gegen sie mit aller Kraft und Leidenschaft? Versuche ich sie zu leugnen oder zu bekämpfen? Vielleicht hadere ich ihretwegen mit meinem Schicksal? Vielleicht stürze ich in Verzweiflung oder tiefe Niedergeschlagenheit?
Der Schreiber des oben zitierten Satzes sagt: Begegne ihnen, als seien sie deine verehrten Lehrer. Offensichtlich ist er der Meinung, das die Unbilden und Schwierigkeiten mir etwas zu sagen haben, daß sie mich lehren, weiterführen und in meinem Menschsein weiterbringen wollen. Der Schreiber ist überzeugt, daß die Schwierigkeiten meines Lebens nicht meine Feinde sondern meine Lehrer sind. Und das gilt auch für die Schwierigkeiten mit der Meditation!
Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das schwer einzusehen und noch schwerer zu verwirklichen ist. Ich habe aber auch erfahren, daß es hilfreich ist, so auf die Unbilden meines Lebens zu sehen. Und ich denke an den Apostel Paulus, der im Römerbrief sagt: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen".**
Wirklich alle Dinge? Wenn das so ist, dann müßte ich mich vor nichts mehr fürchten, dann hätte alles eine tiefe Bedeutung. Aus dem Kreis des Ignatius*** wird der Satz überliefert, daß wir „Gott in allen Dingen suchen und finden" können. In allen Dingen! Dahin sind wir auf dem Weg.
Betrachtung:
Begegne allen Schwierigkeiten so, als wären sie deine verehrten Lehrer und nicht deine Feinde.
Gebet:
Mein Gott,
manchmal begegnen mir Dinge,
manchmal mache ich Erfahrungen,
die mir nur schrecklich erscheinen.
Ich wäre froh, wenn ich sie vermeiden könnte.
Und oft genug bin ich es selbst,
der etwas falsch gesagt oder falsch gemacht hat.
Ich bin ratlos angesichts der Ungereimtheiten des Lebens.
Ich verzage vor den vielen erschreckenden Erfahrungen.
Aber Du bist da!
Du kannst in Segen wandeln,
was uns nur schrecklich und sinnlos erscheint.
Du kannst uns auch durch das weiterbringen,
was wir als dunkel oder schmerzlich erfahren.
Du kannst durch alle Dinge zu uns sprechen.
Öffne mir das Herz und den Verstand für alles,
wodurch Du zu mir sprichst. Amen
Im Schweigen:
Wir glauben, daß denen, die Gott lieben,
alle Dinge zum Besten dienen.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.
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*) Quelle unbekannt.
**) Rm 8,28.
***) Gründer des Jesuitenordens, 1491-1556.