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Es „geschieht nichts Neues unter der Sonne"*, ist die resignierende und fast verzweifelte Feststellung im Buch des Predigers. Und sicherlich werden viele Menschen diesem Urteil zustimmen. Vielleicht sagen sie es nur etwas anders: Die Menschen werden niemals klug! Die Geschichte wiederholt sich immer wieder! Technisch entdecken und machen wir immer wieder etwas Neues, aber der Mensch bleibt sich gleich! Ich begehe immer wieder die gleichen Dummheiten!
Dagegen steht die Weihnachtsbotschaft:„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben"**. Denn mit der Geburt eines Kindes beginnt neues Leben, beginnt Entwicklung. Darum ist die alte Erzählung von der Geburt des Gotteskindes zugleich die Hoffnung, daß Wachsen, Wandlung und Reifen möglich werden können - in dieser sich scheinbar so gleichbleibenden Welt und Menschheit.
Wachsen wird möglich, wenn ich empfangsbereit und wach werde für das, was in mir geschieht. Wandlung kann sich vollziehen, wenn ich auf die innere Stimme höre und wenn ich es wage, auf meine Träume zu achten, und wenn ich Einfälle und Gedanken ernst nehme – auch die Einfälle und Gedanken, die mir nicht gefallen. Wachsen und Reifen wird möglich, wenn ich vertrauensvoll mit einem andern Menschen über meinen inneren Weg sprechen kann. Wandlung kann sich vollziehen, wenn ich mich auf das Schicksal des Kindes einlasse, das an Weihnachten geboren ist..
Und Wachsen und Reifen werden möglich, wenn ich mich in meiner Meditation übe, nicht am Gewohnten festzuhalten, sondern alles so selbstverständlich Gewordene freizugeben und zu lassen.
Wandlung, Wachsen und Reifen geschehen freilich nicht von heute auf morgen. Es geht um einen langen, um einen lebenslangen Prozeß. Oft sind es nur kleine, kaum erkennbare Hinweise, die mich erkennen lassen, daß sich in mir etwas bewegt. Nur allmählich und langsam vollzieht das Wachsen des inneren Menschen. Manchmal vollzieht sich das Wachsen und Werden so langsam und unscheinbar, daß ich an seiner Wirklichkeit zweifeln kann. Aber so wie in einem kleinen Kind unsichtbar schon alles da ist, was es einmal sein wird, ebenso kann ich vertrauen, daß in mir schon da ist, was ich für Gott immer schon bin: „Jetzt erkenne ich’s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin"***.
Betrachtung:
Die Erzählung von der Geburt des Gotteskindes ist die Hoffnung, daß Wachsen, Wandlung und Reifen möglich werden können – in dieser sich scheinbar so gleichbleibenden Welt und Menschheit.
Gebet:
Mein Gott,
Du bist voller Leben und Bewegung.
Du stehst nicht still.
Immer wieder machst Du Dich auf, uns neu zu begegnen.
Immer wieder zeigst Du Dich auf neue Weise.
Aber wir sind so starr und unbeweglich.
Manchmal fürchten wir uns
vor Veränderungen und Entwicklungen.
Ich bitte Dich,
laß mich aufmerksam werden für das,
was in mir wachsen und werden will.
Mache mich bereit,
auf die Stimme meiner Seele zu lauschen.
Mache mich fähig,
meine inneren Bilder und Träume,
meine Gefühle und Gedanken wahrzunehmen.
Laß mich aufmerksam sein
für Deine Ewigkeit in mir,
damit ich wachse und reife zu Dir hin. Amen.
Im Schweigen:
Neu werden.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.
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*) Pred Sal 1,9.
**) Jes 9,5.
***) 1.Kor 13,12.