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„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters aus in ein Land, das ich dir zeigen will"* – das sind die Worte, die Abraham zum Aufbruch ins Unbekannte rufen. Wir wissen nicht, wie die Stimme Gottes zu Abraham gesprochen hat. Vielleicht in einem Traum? Oder hatte er eine Vision? War es eine Ahnung, ein Wissen, das eines Tages in ihm wach wurde? War es eine innere Unruhe, die ihn zum Aufbruch trieb?
Ich glaube, daß es in uns allen etwas gibt, das uns weiterführen und in Bewegung bringen will. Denn uralt ist das Wissen, daß wir einen Weg gehen müssen. Darum taucht das Motiv des Weges und des Wanderns auch immer wieder in der Bibel auf, vor allem in der Wanderung Israels durch die Wüste.
Auch wir gehen, solange wir leben. Wir bewegen uns von einem Ort zum anderen; wir begegnen Menschen, sind eine zeitlang mit ihnen zusammen und müssen uns wieder trennen. Wir leben im Land unserer Kindheit, gehen weiter in unsere Jugend hinein, wir werden erwachsen und eines Tages sind wir alt geworden. Nach den Zeiten des Lernens und Übens, kommen wir in den Bereich der Erfahrung und des Könnens. Wir erleben Gesundheit und Krankheit, Stärke und Schwäche, Gemeinschaft und Einsamkeit, Lachen und Weinen, Glauben und Zweifel. Unendlich vielfältig sind die Stationen unseres Weges.
Ich glaube, daß es in uns allen etwas gibt, das uns weiterführen will. Das bedeutet auch, daß wir immer wieder das Gewohnte und Vertraute verlassen müssen. Es ist so, als wenn ich ein bekanntes und vertrautes Land verlassen und mich in fremdes unbekanntes Gebiet hineintasten muß. Den Weg zu gehen, auf den ich gerufen werde, ist darum auch immer verbunden mit Abschied, mit Ängsten, Zweifeln und Traurigkeiten. Denn ich weiß ja nie, was auf mich wartet; das „Land" vor mir ist unbekannt und fremd.
Für Abraham war das Ziel das verheißene Land. Aber wie sieht unser „Land" aus? Ich glaube, daß es in uns allen etwas gibt, das uns weiterführen will. Wichtig ist das kleine Wort „weiter". Der Weg geht nicht ins Unbestimmte oder Blaue hinein, sondern unser Leben und Wesen soll unendlich weiter, größer und anders werden – weiter und reicher als alles, was ich von mir weiß. Unser „Land" besteht darin, daß wir der Mensch werden, der wir in Gottes Augen immer schon sind: „Zwar ist noch nicht offenkundig geworden, was wir sein werden. Doch wir wissen: Wenn Er erscheinen wird, werden wir Ihm gleich sein".**
Betrachtung:
In uns allen ist etwas, das uns weiterführen und in Bewegung bringen will. Und uralt ist das Wissen, daß wir einen Weg gehen müssen.
Gebet:
Mein Gott,
von Augenblick zu Augenblick, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr
führst Du mich meinen Weg.
Weiter willst Du mich führen,
weiter und größer soll mein Wesen werden.
Das Ziel meines Lebens bist Du selbst.
Aber ich bin oft so ängstlich und mutlos.
Ich klammere mich an das,
worin ich mich jetzt wohlfühle,
was ich erreicht habe.
Ich fürchte mich vor Veränderungen.
Ich scheue das Unbekannte.
Mein Gott,
mache mich bereit,
auf Neues zuzugehen.
Mache mich bereit,
auf Deine Stimme in mir zu achten,
zu vernehmen, wohin Du mich rufst.
Mache mich bereit,
Gewohntes zu lassen und Neuem zu begegnen. Amen.
Im Schweigen:
Du bist der Weg.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.
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*) 1.Mose 12,1.
**) 1.Joh 3,2.