6. Woche: „Die Wolke des Nichtwissens“ - Hinführung zur Meditation

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6. Woche: „Die Wolke des Nichtwissens“

Von Woche zu Woche


Es ist alte christliche Tradition mit einem einzigen Wort oder mit einem einzigen Satz zu meditieren: Ich suche mir ein Wort, das mir wichtig ist, das ich als heilig oder als hilfreich empfinde oder das am besten ausdrückt, worauf ich vertraue. Und dann setze ich mich so, daß ich gelöst und zugleich gesammelt sein kann und wiederhole mein Wort – oder meinen Satz – innerlich immer wieder  - während der ganzen Meditationszeit.
In seinem Buch „Die Wolke des Nichtwissens
*" führt ein englischer Mystiker aus dem 14.Jahrhundert ein in das kontemplative Beten. Er empfiehlt dem Leser: Stelle dir vor, daß unter dir „die Wolke des Vergessens" ist. In diese Wolke des Vergessens laß alles hineinfallen, deine Gedanken und Erinnerungen, ebenso alles, was dich ablenkt oder stört.
Und dann stelle dir vor, daß über dir „die Wolke des Nichtwissens" ist, hinter der Gott verborgen ist. Denn über Gott können wir nichts wissen wie über andere Dinge. Er ist uns verborgen und geheimnisvoll. In diese Wolke des Nichtwissens sende unablässig dein Wort, immer wieder und immer von Neuem. Nimm ein kurzes Wort, z.B. das Wort „Gott" oder „Jesus" und sende es in die Wolke des Nichtwissens. Beschäftige dich mit nichts anderem – bis deine Seele sich mit Gott vereint.
Denke nicht über das Wort nach, sondern wiederhole es immer wieder von neuem mit Hingabe und Vertrauen. Lege dich, dein ganzes Leben, deine Sorgen und Wünsche, deine Freude und deinen Dank in dieses eine Wort oder in den einen Satz.
Manche Menschen verteilen die Silben ihres Wortes auf das Ein- und Ausatmen, andere sagen das Wort unabhängig vom Rhythmus des Atmens. Das gilt vor allem für diejenigen die mit einem längeren Satz wie dem „Jesusgebet" meditieren oder mit dem „Ruhegebet
**".
Es können Augenblicke kommen, in denen es mir langweilig wird, immer wieder das gleiche Wort zu wiederholen. Dann ist es wichtig, treu bei der Übung zu bleiben. Durch das regelmäßige Wiederholen meines Gebetswortes wird es mein Inneres immer mehr erfüllen, ausfüllen und prägen, vielleicht im Laufe der Zeit auch verwandeln und verändern.
So gibt mir meine Meditation die Möglichkeit, meine Tage mit guten und hilfreichen Gedanken zu beginnen oder zu beenden. Darum sagt der Beter im Psalm „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege
***".

       

Betrachtung:

Welche Worte oder Gedanken sind für mich gut und hilfreich? Worte der Bibel? Strophen aus dem Gesangbuch? Zeilen aus einem Gedicht?

Gebet:

Gott,
unendlich viele Worte dringen Tag für Tag auf mich ein,
gute Worte, aber auch häßliche oder oberflächliche.
So viele Worte werden dahin gesagt ohne Überlegung.
Viele Worte richten Schaden an, zerstören, hetzen oder wiegeln auf. -
Mein Gott,
schenke mir gute und heilende Worte,
Worte, die mich trösten und aufrichten,
wegweisende Worte,
Worte, die mir Halt geben. -
Mein Gott,
Du, den ich kaum auszusprechen wage,
Du, für den ich im Grunde kein Wort finden kann –
Du selbst bist das gute und heilende Wort,
Du,
Du Gott,
mein Gott.
Ich bitte nicht um dieses oder jenes,
Ich bitte Dich um Dich. Amen

Im Schweigen:

Eile, Gott, mich zu erretten, Herr, mir zu helfen
****.
Oder: Jehoschua.

Oder: Maranatha.

_____________________________________

*) Johannesverlag Einsiedeln, 1983.
**) Näheres dazu in Johannes Cassian, Das Ruhegebet, Köselverlag 1992
***) Ps 119,105
****)
Ps 70,1



 
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