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„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an eine Heimat hängen".
Unser ganzes Leben lang durchschreiten wir Räume. Zunächst leben wir im Raum unserer Kindheit. Langsam werden wir Jugendliche und junge Erwachsene. Eines Tages stehen wir auf den Höhe unseres Lebens, im Laufe der Jahre werden wir älter und eines Tages sind wir alt.
Es gibt die Räume des Spielens und Feierns, aber auch der Arbeit und des Lernens. In manchen Lebensräumen sind wir sehr einsam, in anderen entdecken wir die Gemeinschaft mit Menschen, vielleicht sogar eine große Liebe. Manchen wird es gegeben den Raum einer Ehe zu entdecken, der langsam zum Raum einer Familie wird. Es gibt Lebensräume voller Freude, aber auch solche voller Dunkelheit, Angst und Schmerzen. Es gibt den Raum des Glaubens, aber auch den des Zweifels.
In manche Räume wachsen wir wie von selbst hinein, andere müssen wir uns mühsam erobern. Und immer ist es schmerzlich, einen gewohnten und vertrauten Lebensraum verlassen müssen. Aber wenn es auch schmerzlich ist, Wandel und Wechsel sind Zeichen der Lebendigkeit - auch der Wandel unseres Gottesglaubens vom Kinderglauben zum Vertrauen eines Erwachsenen.
Jeder Lebensraum hat seine Bedeutung und seine Aufgabe. Es gibt Lebensräume, Lebenszeiten, in denen wir ganz am Draußen orientiert sein müssen. Aber je älter wir werden, um so mehr wird das Innen wichtig, unsere Träume, das Besinnen auf Sinn und Bedeutung unseres Lebens, die Fragen nach dem Ziel und dem Wert unseres Lebens.
Am Beginn unseres Lebens stehen uns scheinbar unendlich viele Räume offen, aber es werden immer weniger, je älter wir werden. Denn mit jeder Entscheidung in unserem Leben, zum Beispiel für einen Beruf oder für einen Menschen, grenzen wir unsere Lebensmöglichkeiten ein. Auch äußerlich stehen uns am Anfang unendliche viele Lebensräume offen, fast die ganze Welt. Aber am Ende des Lebens besteht unser Lebensraum nur noch aus einem Zimmer oder einem Bett.
Und wenn wir zuletzt den Raum dieses Lebens verlassen müssen? - Dann ist die Verheißung da : „Er führt mich hinaus ins Weite"* und: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum"**. Wenn wir alle uns zugänglichen Lebensräume durchschritten haben, tut sich der Raum der Ewigkeit auf.
Betrachtung:
In welchem Lebensraum befinde ich mich jetzt?
Worauf gehe ich zu?
Gebet:
Mein Gott,
manche meiner Lebensräume waren reich und beglückend.
Es schmerzt noch heute, daß ich sie verlassen mußte.
Manche meiner Lebensräume waren armselig und voller Schmerzen.
Ich bin froh, daß sie hinter mir liegen –
und doch erkenne ich heute,
daß sie eine große Bedeutung für mich hatten;
sie waren wichtig,
vielleicht gerade
wegen der Schmerzen und wegen der Schwierigkeiten.
Mein Gott, wo stehe ich heute?
Was kommt auf mich zu?
Schenke mir Mut und Gelassenheit,
damit ich Veränderungen und Wandlungen
wahrnehme und zulasse.
Bewahre mich davor, nur auf die äußeren Dinge zu schauen.
Gib mir den Blick für die innere Welt,
den Blick für Dich in mir. Amen.
Im Schweigen:
Du führst mich hinaus ins Weite.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.
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*) Ps 18,20.
**) Ps 30,9.