48. Woche: Loslassen, ein Einüben ins Sterben? - Hinführung zur Meditation

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48. Woche: Loslassen, ein Einüben ins Sterben?

Von Woche zu Woche


Wir können erst im Lauf unseres Leben werden, was wir sein sollen und sein können. Alle Möglichkeiten sind in uns von Anfang an angelegt, aber wir müssen sie entdecken und wachsen und reifen lassen. Unser Menschsein ist im Werden.
Werden, Wachsen und Reifen sind aber nur möglich, wenn wir es lernen, Vergangenes loszulassen.
Loszulassen ist schmerzlich und bitter, aber nur wenn wir loslassen – seien es Menschen, Lebensabschnitte, geistige oder materielle Dinge – leben wir wirklich weiter, wachsen und reifen wir zu dem Menschen,  der wir sein sollen und der wir sein können.
Loszulassen ist einerseits wie ein Sterben – darum ist es schwer und schmerzlich; aber es ist auch wie ein Neuanfang, wie ein Wiederbeginn, ja wie ein Auferstehen – darum ist voller Verheißung.
Wenn wir nicht lernen loszulassen, dann bleiben wir stehen; dann wachsen und entwickeln wir uns nicht mehr, obwohl wir älter werden. Man kann sagen: Wenn wir nicht loslassen können, dann leben wir nicht mehr, auch wenn wir noch leben. - Loslassen zu können, das kann man nicht erzwingen oder einfach fordern. Wir können darum beten. Und wir können es in unserer Meditation einüben, wenn wir uns einmal am Tag hinsetzen, unser Wort sagen und dabei versuchen alles zu lassen: Gedanken, Erinnerungen, Schönes und Bedrängendes – alles, was uns durch den Kopf und das Herz geht.
Indem wir in unserer Meditation das Lassen üben, üben wir uns auch ein in das endgültige Lassen am Ende unseres Lebens – so weit wir diesen letzten Schritt überhaupt „üben" können. Denn unser Sterben ist das letzte große Loslassen, das uns abgefordert wird. Ich kann aber nur das loslassen, was Teil meines Lebens geworden ist. Vergangenes kann ich lassen, wenn ich die Vergangenheit gelebt habe. Gotteserfahrungen kann ich nur lassen, wenn ich sie gemacht habe. Mein Leben kann ich nur lassen, wenn ich es gelebt habe. Darum bedeutet das Lassen keine Verachtung des Lebens. Im Gegenteil: Gerade das Bejahen und Lieben meiner Lebensmöglichkeiten ermöglicht mir eines Tages das Lassen aller Dinge.
Vielleicht ermutigt uns das Wort Christi: „Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erhalten"
*.

      

Betrachtung:

Loszulassen ist schmerzlich und bitter, aber nur wenn wir loslassen – seien es Menschen, Lebensabschnitte, geistige oder materielle Dinge – leben wir wirklich weiter, wachsen und reifen wir zu dem Menschen,  der wir sein sollen und der wir sein können.

Gebet:

Mein Gott,
ich weiß wohl,
daß ich nichts festhalten kann,
keinen Menschen, den ich liebe,
keine Erfahrung,
keinen Tag und kein Jahr meines Lebens.
Ich weiß,
daß es mir bestimmt ist,
zu lassen und loszulassen.
Aber ich fürchte mich davor.
Es ist oft so schmerzlich und bitter.
Aber nicht einmal mich selbst
kann ich eines Tages festhalten:
auch mich selbst muß ich loslassen –
am Ende meines Lebens.
Ich bitte Dich,
daß ich vertrauensvoll alles  lassen kann,
alles, woran mein Herz hängt –
daß ich selbst Dich lassen kann,
damit ich Dich ganz neu erfahre. Amen.

Im Schweigen:

Werden – Lassen.
Oder: Jehoschua.
Oder: Maranatha.



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*) Mt 16,24.

 
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